Digitale Technologien führen im ganzen Lebenszyklus von Immobilien zu neuen spannenden Produkten, beschleunigen oder automatisieren Prozesse und erhöhen den Komfort für die Mieter:innen und Nutzer:innen. Im Gespräch mit Dr. Peter Staub, Verwaltungsratspräsident von pom+ und Studienleiter des CAS Digital Real Estate an der HWZ, diskutieren wir über zukunftsfähige Strategien und die notwendigen Kompetenzen, die in der vernetzten Welt von morgen gefragt sind.
In Zeiten der digitalen Transformation sind Immobilienexpert:innen gefordert, sich stetig weiterzubilden und anzupassen. Doch das reine "Hands-on"-Lernen reicht nicht mehr aus, um mit den Entwicklungen Stand zu halten. Eine gezielte Aus- oder Weiterbildung ist unabdingbar und essenziell für die berufliche Karriere wie auch für den unternehmerischen Erfolg. Dafür wurde der CAS Digital Real Estate der Hochschule für Wirtschaft Zürich entwickelt. Der Studiengang wird 2023 bereits zum siebten Mal durchgeführt und hat über 100 Teilnehmende erfolgreich auf die Transformation und Digitalisierung in der Bau- und Immobilienbranche vorbereitet.
Wir wollen von Studiengangsleiter Peter Staub wissen, wie die Ausbildung dazu beiträgt, zukunftsorientierte Fachkräfte auszubilden.
Die digitale Transformation ist ein sehr umfassendes Thema. Auf welche Aspekte fokussiert der CAS Digital Real Estate und welche Erfolge und Meilensteine wurden bisher erreicht?
Der CAS Digital Real Estate ist ein Studiengang, der sich intensiv mit den vielfältigen Aspekten der Digitalisierung in der Immobilienwirtschaft auseinandersetzt. Die Teilnehmenden erhalten konkretes Wissen zum Potenzial der Digitalisierung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes und können dieses Wissen danach konkret in ihren Unternehmen umsetzen. Als europaweit erster Studiengang dieser Art haben wir bereits fast 100 Immobilien-Fachleute in verschiedenen Funktionen aus über 40 Unternehmen ausgebildet. Das zeigt, wie gross das Interesse und der Bedarf an der Wissenserweiterung sind. Im August gehen wir in die nächste Runde und ich freue mich darauf, viele neue Gesichter begrüssen zu dürfen.
Welche Fähigkeiten und Skills erwerben die Teilnehmenden und wie können sie diese in ihrer täglichen Arbeit anwenden?
Die Teilnehmenden erwerben ein breites Spektrum an Fähigkeiten und Kenntnissen, von fundiertem Fachwissen über Methodenkompetenz bis hin zur kritischen Beurteilung von digitalen Anwendungsfällen im Immobilienmanagement. Zudem erarbeiten sie einen Case, in dem sie ein konkretes Thema untersuchen. Darüber hinaus profitieren sie von einem weitreichenden Netzwerk und der Expertise von 30 Expertinnen und Experten aus der Praxis oder Professorinnen und Professoren aus Deutschland und der Schweiz. Die Absolvent:innen kommen aus verschiedensten Bereichen in der Immobilienwirtschaft, wie Portfoliomanagement, Eigentümer:innen oder Property Manager:innen, was die Vielfalt und Anwendbarkeit des erworbenen Wissens unterstreichen.
Wir reden oft von der Digitalisierung in der Immobilienbranche und deren Relevanz. Wie kann der CAS Digital Real Estate dazu beitragen, die laufenden Veränderungen zu verstehen und darauf zu reagieren?
Der CAS hilft vor allem dabei, proaktiv mit diesen Veränderungen umzugehen, anstatt nur zu reagieren. Die Digitalisierung hat die erforderlichen Kompetenzen, die Geschäftsmodelle und Ausbildung in der Immobilienbranche in den letzten 10 Jahren stark verändert. Trotzdem ist bisher keine gravierende Transformation eingetreten. Doch das Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und Digitalisierung treibt nun erstmals konkrete, kontinuierliche Veränderungen voran. Daten und der Umgang damit spielen dabei eine zentrale Rolle, denn die Digitalisierung generiert immer grössere Mengen an Informationen. Anstatt disruptiv zu wirken, verändert die Digitalisierung die Immobilienbranche also eher schrittweise.
Trotz der beachtlichen Grösse der Immobilienwirtschaft hinkt ein Grossteil des Marktes der digitalen Transformation noch hinterher. Obwohl die Immobilienwirtschaft schon einige zaghafte Schritte in die vernetzte Welt unternommen hat, stehen wir noch immer am Anfang. Die starke Fragmentierung der Branche ist eine zusätzliche Herausforderung.
Der CAS hilft den Teilnehmenden, diese Herausforderungen zu verstehen und angemessen darauf zu agieren. Dabei beleuchten wir auch den oft unterschätzten Aspekt der Unternehmenskultur und ihre Rolle bei der erfolgreichen digitalen Transformation. Es ist für Unternehmen also sehr attraktiv, CAS-Absolvent:innen an Bord zu haben.
Du siehst also auch eine Verantwortung bei Immobilienunternehmen, ihre Mitarbeitenden in digitalen Kompetenzen weiterzubilden, um in der vernetzten Welt konkurrenzfähig zu bleiben.
Absolut! Die kontinuierliche Erweiterung der Inhouse-Kompetenzen ist für Immobilienunternehmen von grosser Bedeutung, da alle Marktakteure mit der digitalen Transformation konfrontiert sind. Für den Unternehmenserfolg ist es entscheidend, dass die Mitarbeitenden einen Überblick über die aktuellen Trends haben und in der Lage sind, innovativ und digital zu denken, Zusammenhänge einzuordnen und frühzeitig neue Lösungen zu entwickeln. Zudem kann mit der Finanzierung von oder der Beteiligung an Weiterbildungen die Arbeitgeberattraktivität erhöht werden und Mitarbeitenden helfen, sich auf strategische Positionen oder Projekte vorzubereiten.
Interessant. Wie sieht es denn mit der Geschlechterverteilung aus im Studiengang?
Wir haben schon einen rechten Anteil von Frauen im Lehrgang; allerdings sind sie nach wie vor in der Minderheit. Das liegt sicher auch daran, dass die Immobilienwelt heute doch noch recht «männerlastig» ist. Ich denke aber, dass der CAS Frauen sehr gute Chancen eröffnet, ihre Expertise unter Beweis zu stellen, zu erweitern und sich erfolgreich zu positionieren. Der Studiengang ist ausserdem eine gute Gelegenheit für einen gelungenen Wiedereinstieg nach einer Pause oder bei der Aufstockung des Pensums. Ausserdem ist es sehr wichtig, dass die technologische Perspektive und digitale Entwicklungen nicht allein von Männern dominiert wird, sondern sich Frauen frühzeitig einbringen und die Immobilienbranche damit aktiv mitgestalten.
Ein Highlight des Studiengangs ist jeweils die Study-Tour in Berlin. Was ist das Ziel und welche Erfahrungen machen die Teilnehmenden da?
Ja, diese Woche in Berlin ist in der Tat ein Highlight! Sie findet absichtlich zu Beginn der Ausbildung statt, damit gleich vorweg ersichtlich wird, was international alles möglich ist. Das Hauptziel dabei ist, das Team und den Zusammenhalt zu fördern und die Teilnehmenden zu inspirieren. Berlin ist eine der PropTech-Hauptstädte neben Wien und Zürich und bietet somit eine ideale Gelegenheit, Start-ups und etablierte Unternehmen der Branche zu besuchen. Die Tour ermöglicht den Teilnehmenden, Einblicke in die Entwicklungen ausserhalb der Schweiz zu gewinnen und zu lernen, wie ihre Unternehmen von den Erfahrungen im Ausland profitieren können. Bisherige Teilnehmende haben die Study-Tour mit grosser Begeisterung erlebt und dabei auch wertvolle Kontakte geknüpft.
Der nächste CAS Digital Real Estate startet im August 2023.
Die nächste Info-Veranstaltung findet am 26. September um 17:00 Uhr statt.