Relevante Daten erhöhen die Attraktivität des Immobilienmarkts, sofern sie vollständig und leicht verfügbar sind. Dazu muss die Transparenz innerhalb der Branche verbessert und der offene Datenaustausch gefördert werden. Der ZIA-Ausschuss "Transparenz & Benchmarking" nimmt sich dieser Sache an.
Das Attraktivitätsprinzip beruht auf der Annahme, dass Menschen bei der Auswahl von Partner:innen, Investitionen oder Objekten dazu neigen, solche zu bevorzugen, die als vielversprechender wahrgenommen werden. In der Immobilienwirtschaft war Attraktivität daher lange gleichbedeutend mit der potenziellen Rendite, finanzieller Stabilität oder schlicht dem Standort. Doch nun verzeichnet die Immobilienwirtschaft in Deutschland mit Blick auf das Transaktionsvolumen derzeit ein historisches Tief. Wie kann dem begegnet werden?
Nachhaltigkeit als Treiber für Veränderungen
In den letzten fünf Jahren hat die Europäische Union eine Reihe von Regulierungen und Massnahmen erlassen mit dem Ziel, nachhaltige Prinzipien in der Wirtschaft zu verankern. Viele dieser Verordnungen sind auch für die Bau- und Immobilienwirtschaft relevant. Dabei gehören Umwelt, Gesellschaft und Unternehmensführung, kurz «ESG» (Environment, Social, Governance), in vielen Vorlagen zu den Kernthemen. Sie können einen wichtigen Beitrag leisten, die Attraktivität des Immobiliensektors zu erhöhen.
Mit den ESG-Kriterien rücken zeitgleich auch die Gebäude- und Portfoliodaten ins Rampenlicht. Denn für die Bewertung und Vergleichbarkeit der Nachhaltigkeit und des Zustands von Immobilien sind detaillierte, strukturierte und vollständige Daten essenziell. «Das macht die Sache erst richtig kompliziert», sagt Rebekka Ruppel, CEO von pom+Deutschland und Vorsitzende des . «Es gibt derzeit keine einheitlichen Standards für die Erfassung und Berichterstattung von ESG-Daten in der Immobilienbranche. Deren Quantifizierung bringt ausserdem ganz eigene Herausforderungen mit sich, angefangen bei der Datenverfügbarkeit und -qualität.»
Relevanz und Verfügbarkeit von ESG-Daten
Als Reaktion auf die Verunsicherung in der Branche hat sich der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) viel vorgenommen: «Im Ausschuss Transparenz & Benchmarking verfolgen wir das Ziel, die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigen, standardisierten Daten für die Branche nutzbar zu machen. Das betrifft nicht nur Informationen rund um ESG, sondern auch in anderen Themenfeldern», erklärt Ruppel. Gemeinsam mit John Kamphorst bildet sie den Ausschussvorsitz und ruft erprobte Fach- und Führungskräfte dazu auf, sich aktiv zu beteiligten.
Die geplanten Schwerpunkte sind vielfältig, aber immer mit konkretem Praxisbezug. Im ersten Halbjahr liegt der Fokus auf dem Benchmarking. So werden in der ersten Sitzung Ende Februar die DIN SPEC ESG-Daten und entsprechende Pilotprojekte zur Vereinheitlichung der Datensprache vorgestellt. Im Sommer diskutiert der Ausschuss darüber, wie sich ESG-Faktoren langfristig auf den Wert von Immobilien auswirken werden. Im Vordergrund stehen dabei die Auswahl und Integration der relevanten ESG-Kriterien in bestehende Bewertungsmodelle für Immobilieninvestorinnen und Eigentümer zur Unterstützung einer fundierten Entscheidungsfindung.
KI, Datenschutz, Ethik und Modernisierung
Im zweiten Halbjahr beschäftigt sich der Ausschuss verstärkt mit Fragen zur künstlichen Intelligenz. Einerseits geht es dabei um relevante Anwendungsfälle in der Immobilienwirtschaft, die Integration von Large Language Models (LLM) in bestehende Systeme und dem Bedürfnis nach massgeschneiderten Lösungen. Andererseits wollen auch kritische Aspekte wie die erforderlichen Datenschutzüberlegungen oder ethische Grundsätze diskutiert werden. Weitere Diskussionspunkte sind die Modernisierung der Gutachterausschüsse und die Bestrebungen rund um ein Gebäude- und Wohnungsregister.
Wer mitgestalten möchte, ist willkommen. «Wenn wir einen einheitlichen Rahmen für den Immobiliensektor schaffen und den Umgang mit den relevanten Regulierungen und technologischen Veränderungen harmonisieren wollen, müssen Branchenvertreterinnen und -vertreter sich aktiv an der Diskussion beteiligen», so Ruppel.
Ausschusstermine und Themen
Dienstag, 2. Februar 2024
Zeitrahmen | 16:00 bis 18:00 Uhr |
Thema | DIN SPEC ESG-Daten |
Ort | digital |
Montag, 10. Juni 2024
Zeitrahmen | 15:00 bis 18:00 Uhr |
Thema | ESG Assessments beim Ankauf |
Ort | Berlin |
Mittwoch, 11. Dezember 2024
Zeitrahmen | noch offen |
Thema | Ethische Aspekte der Nutzung von KI in der Immobilienwirtschaft |
Ort | Berlin oder digital (tbd) |