Data & Digital

Mit Low Code schneller und effizienter zum Ziel

10.12.2024
Stefan Kühnis

Hochwertige Daten sind in Immobilienorganisationen zu einem unverzichtbaren Erfolgsfaktor geworden. Low-Code-Plattformen bieten dabei eine flexible, kosteneffiziente Lösung, um datenintensive Prozesse zu automatisieren und die Effizienz im Immobilienbetrieb zu steigern.

In der digitalen Ära, in der Daten als das «neue Öl» gelten, wird der effiziente Umgang mit der Masse an Informationen im Immobilienbetrieb zunehmend zur Herausforderung. Während hochwertige Daten essenziell für fundierte Entscheidungen sind, kämpfen viele Unternehmen mit deren Integration, Auswertung und Nutzung. Eine aktuelle Studie von pom+ Consulting zeigt, dass 31 Prozent der Unternehmen in der Bau- und Immobilienwirtschaft Data Analytics, also den Umgang mit Daten, heute entweder gar nicht einsetzen oder nur in geringem Umfang nutzen.

Low-Code-Plattformen wie beispielsweise die Power Platform von Microsoft bieten einen vielversprechenden Ansatz, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Denn sie ermöglichen es, datenintensive Prozesse im Immobilienbetrieb flexibel und kosteneffizient zu automatisieren, ohne dabei umfangreiche Programmierkenntnisse zu erfordern. Doch wie genau können diese Plattformen die aktuellen Probleme lösen? Sind sie tatsächlich die ultimative Antwort auf die Datenherausforderungen im Immobiliensektor?

Wir fragten bei Jan Ruffner (Head of Service Unit Data and Analytics bei pom+Consulting) nach, Low-Code-Plattformen den Immobilienbetrieb revolutionieren können – und wo ihre Grenzen liegen.

«Low-Code-Applikationen sind ein entscheidender Faktor für den Aufbau eines datengetriebenen Unternehmens in der Immobilienbranche», sagt Ruffner. «Sie ermöglichen es, massgeschneiderte Softwarelösungen schnell und effizient zu entwickeln, ohne tiefgreifende Programmierkenntnisse zu benötigen. Diese Plattformen können verschiedene Datenquellen wie zum Beispiel Marktdaten, Kundeninformationen oder Finanzkennzahlen in eine zentrale, einfach zugängliche IT-Umgebung integrieren. Dadurch können Unternehmen fundierte, datenbasierte Entscheidungen treffen und ihre Geschäftsprozesse optimieren. Ein weiterer Vorteil von Low-Code-Lösungen ist die Fähigkeit, Routineaufgaben zu automatisieren, wie etwa die Verwaltung von Immobilienportfolios oder die Analyse von Marktdaten. Dies führt zu einer höheren Effizienz und reduziert die Fehlerquote.

Prozesse oder Aufgaben in der Immobilienbranche, die von Low-Code-Anwendungen profitieren können

Es gäbe mehrere Bereiche in der Immobilienwirtschaft, die erheblich von der Automatisierung durch Low-Code-Anwendungen profitieren, sagt Ruffner. Ein einfaches Beispiel sei die Entwicklung einer App, mit der ein Facility Manager den Zustand von verschiedenen Bauteilen direkt vor Ort bewerten und dokumentieren kann. «Die Aufnahmen und Beurteilungen werden in einer Datenbank gespeichert und in einem Visualisierungstool dargestellt», sagt Ruffner. «Im besten Fall wird automatisch eine Wartungsplanung für die verschiedenen Bauteile erstellt und Aufträge werden direkt an die zuständigen Parteien weitergegeben.»

Eignet sich Low-Code auch für komplexere Anwendungen?

«Durchaus», sagt Ruffner. «Es ist möglich, auch komplexere Programme mit Low-Code zu ersetzen. Ein typisches Anwendungsbeispiel ist die Ressourcenplanung und das Kostenmanagement von Bauprojekten. Low-Code-Plattformen bieten flexible Tools zur Verwaltung solcher Projekte. Projekte können in einem System erfasst und die Kosten über die Zeit visualisiert und mit dem Budget verglichen werden. Bauprojektmanager und Projektleiterinnen können so den Fortschritt ihrer Projekte optimal verfolgen und notwendige Anpassungen vornehmen, um Zeit und Kostenüberschreitungen zu vermeiden.»

Auch noch komplexere Anwendungsfälle seien möglich. «Beispielsweise kann eine Portfoliomanagement-Software entwickelt werden, mit der die Flächen- und Raumbelegung verschiedener Immobilien geplant, Leerstand verfolgt und Bauprojekte abgebildet werden», sagt Ruffner. «Darüber hinaus können Zustände von Bauteilen sowie Wartungsarbeiten überwacht werden. Durch die Integration von Finanzcontrolling-Systemen wie SAP in die Low-Code-Portfoliomanagement-Software lassen sich zusätzliche Datenquellen nahtlos einbinden. Low-Code-Applikationen sind zudem in völlig verschiedenen Bereichen einsetzbar. Zum Beispiel in Human Resources, wo sie die Personalplanung verbessern können. Bei pom+ haben wir eine Low-Code-Applikation entwickelt, die die Auslastung und Leistung unserer Berater:innen verfolgt. Dies hat uns geholfen, unsere Ressourcen effizienter zu nutzen und die Produktivität zu steigern.»

Nachteile oder Herausforderungen

Der Einsatz von Low-Code-Plattformen sei derzeit vor allem auf weniger komplexe Softwareanforderungen beschränkt. Bei der Bereitstellung für eine grosse Anzahl von Nutzerinnen und Nutzern stiessen sie jedoch schnell an ihre Grenzen, sagt Ruffner. Bei sehr komplexen Systemen sei es folglich notwendig, auf bewährte, traditionelle Softwareentwicklungsmethoden zurückzugreifen.

Strategien, um die Akzeptanz und Nutzung von Low-Code-Anwendungen bei Mitarbeitenden zu fördern

«Ich gehe davon aus, dass sich Low-Code-Anwendungen in allen Unternehmen etablieren werden, ähnlich wie PowerPoint oder Excel – es ist nur eine Frage der Zeit», sagt Jan Ruffner. «Für Unternehmen ist es wichtig, den ersten Schritt in diese Richtung zu machen. Ein erstes Projekt, das den Mitarbeitenden die Möglichkeiten dieser Tools zeigt, kann die Akzeptanz erheblich erhöhen. Es ist wichtig, den Mitarbeitenden klarzumachen, dass solche Anwendungen sie nicht ersetzen, sondern sie in ihrer Arbeit unterstützen, indem sie sie deutlich effizienter machen und zu einer höheren Qualität beitragen. Wichtig sind da insbesondere auch gezielte Anwendungsschulungen und Workshops.

Entwicklung von Low-Code-Plattformen in der Immobilienwirtschaft

Die Entwicklung von Low-Code-Plattformen in der Immobilienwirtschaft habe in den letzten Jahren erheblich an Fahrt aufgenommen. «Viele Unternehmen erkennen langsam, aber sicher die Vorteile dieser Technologien und investieren zunehmend in deren Implementierung», sagt Jan Ruffner. «Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Schweiz gut aufgestellt. Es gibt jedoch noch viel Potenzial nach oben.»


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